Die Verschwiegenheitserklärung NDA.
Aero Project: Elisa Longo Borghini
Elisa Longo Borghini braucht eigentlich keine große Vorstellung. Trotzdem ist es ihr erster Besuch bei MET. Kaum durch die Tür, bleibt sie stehen – nicht etwa wegen des Windkanals, der wie eine überdimensionierte Röhre durchs Gebäude führt, sondern wegen des Hundes, der ihr entspannt entgegenläuft. Ein zweiter taucht kurz darauf auf. An manchen Tagen streunen hier bis zu sechs von ihnen herum, als wären sie fest im Team eingeplant.
Im Detail:
_Ort: Unser Firmensitz lehnt sich an die Orobischen Alpen: ein schlichter Betonbau, überragt vom Gebirge.
_TUBE: Wir verbringen endlose Stunden in der Tube, unserem hauseigenen Windkanal, um Aerodynamik und Luftdurchsatz zu verbessern.
_Geschichte: Früher wurde in diesen Hallen produziert – jahrelang hat jeder MET-Helm diesen Ort durchlaufen
Heute dominiert der Tube das Erdgeschoss: unser Windkanal, der ein wenig an ein Raumschiff aus einem Sci-Fi-Film erinnert – eine riesige, futuristisch wirkende Röhre, als hätte jemand beschlossen, die Zukunft einfach schon mal ein Stockwerk tiefer einzubauen. Und genau hier testen wir, wie schnell die Zukunft wirklich sein kann. Darüber liegen die Büros, mit Blick auf die Berge, auf denen wir ausprobieren, was wir im Tunnel entwickeln.
Genau darum geht es heute. Gemeinsam mit Elisa arbeiten wir am nächsten Aero-Helm. Und obwohl sie zu den erfolgreichsten Fahrerinnen ihrer Generation gehört – mit Siegen, die man gern „karriereprägend“ nennt – tritt sie leise auf, höflich, unprätentiös. Ein paar Hände schütteln, ein Rundblick, und schon ist sie startklar. Die Ingenieure justieren Laser, Winkel, Messpunkte. Elisa bleibt konzentriert und geduldig.
Der Tagesrhythmus wirkt auf dem Papier schnell erklärt: rauf aufs Rad, fahren, runter, Daten prüfen. Aber in der Praxis ist jeder Durchlauf ein eigenes kleines Experiment. Unterschiedliche Prototypen, minimale Änderungen in Form oder Oberfläche, andere Anströmwinkel. Elisa hält jedes Mal exakt ihre Position, selbst wenn die Wattzahl flackert und die Beine beginnen zu kommentieren.
Zwischen den Runs wird der Ton lockerer. Sie erzählt von ihrer ersten Saison im neuen Team – „wirklich gut, besser als erwartet“. Und davon, dass sie manche Zeitfahrfotos ungern anschaut. „Je näher ich am Limit bin, desto wilder meine Position“, sagt sie und verzieht das Gesicht. Wir versichern ihr, dass das normal ist; sie antwortet mit einem Blick, der verrät, dass sie uns für freundlich hält, nicht unbedingt für ehrlich.
Der Hund zu ihren Füßen versucht währenddessen, sich an sie zu lehnen. Vor dem nächsten Lauf schiebt sie ihn sanft beiseite. „Verstehe dich“, murmelt sie und steigt wieder aufs Rad.
Die Zahlen bewegen sich in die Richtung, auf die wir gehofft haben. Zunächst fährt sie ihren aktuellen Rennhelm als Referenz – denselben, mit dem sie durch die Saison 2025 gegangen ist. Dann beginnt die Prototypenphase. Was dort geschieht, bleibt weitgehend vertraulich: Im Windkanal können Millimeter den Unterschied zwischen „gut“ und „spürbar schneller“ ausmachen.
Als am späten Nachmittag die Sonne hinter dem Berg verschwindet, fällt ein kühler Schatten über den Tube, und die Halle wird stiller. Elisa bedankt sich bei allen, packt zusammen, und der Hund begleitet sie noch bis zur Tür.
Zum Schluss
Insgesamt 30 Runs wurden gemessen. Die Daten zeigen klar, welche Formen schneller sind. Aber reine Geschwindigkeit reicht nicht. Ein Aero-Helm muss auch dann effizient bleiben, wenn die perfekte Haltung unterwegs verloren geht: wenn die Schultern sinken, der Rücken müde wird, die Arme arbeiten. Genau hier beginnt die eigentliche Entwicklungsarbeit – die Übersetzung von idealen Tunnelwerten in verlässliche Performance für jede Fahrerin und jeden Fahrer, nicht nur für Profis mit WorldTour-Flexibilität. Denn am Ende zählt nicht der perfekte Lauf im Tunnel. Sondern das, was draußen passiert.